Donnerstag, 10. November 2011

Bildung im Großherzogtum Berg



1806-1815

Joachim Murat findet bei seiner Ernennung zum Großherzog von Berg ein an den feudal-absolutistischen Traditionen der pfälzischen Kurfürsten ausgerichtetes Schul- und Bildungswesen vor. Neben der begrenzten Zahl von Höheren Lehranstalten und den Lateinschulen existiert die „deutsche Schule“ als Grundschule. Es gelingt Murat und Napoleon nicht, die dreiteilige Schulordnung nach französischem Vorbild im Großherzogtum Berg einzuführen. Weiterhin wird die gewöhnliche Dorfschule von einem meist geistlichen Lehrer geleitet. Seine Einstellung, Qualifikation und Bezahlung sind von der Kirchengemeinde abhängig. Die Qualität des Unterrichts ist sehr unterschiedlich und weitgehend von den Interessen und finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Ortsgeistlichen abhängig. Der einzige Erfolg der „französischen“ Schul- und Bildungsaufsicht besteht in der Einführung des Unterrichtsfachs Französisch und in dem verstärkten Angebot naturwissenschaftlicher Fächer.

Landelle nach Jacques François Joseph Swebach (1769 - 1823)
Son al:esse Imp.le le P.ce Murat, G.d Amiral de France, Duc de Clèves et de Berg, um 1806
Kolorierter Punktstich
Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf
(Inv.-Nr. : SMD.D 1562)

Stellvertretend sei an dieser Stelle ein Protest gegen die Schließung einer Schule in der Ortschaft Selm aus dem Jahr 1806 genannt (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland-Düsseldorf • Großherzogtum Berg Nr. 6536). 
Die Ortschaft Serm, heute ein südlicher Ortsteil Duisburgs, ist zur Zeit der Bittschrift eine selbständige Gemeinde im Amt Angermund. Die unterzeichnenden Eltern bitten, die Regierungsentscheidung auf Schließung der Schule in Serm rückgängig zu machen. Der Weg in die Schule der Nachbargemeinde Mündelheim sei den kleinen Kindern wenig zumutbar, insbesondere in witterungsungünstigen Zeiten. Sie hätten eine schwache Konstitution; die armen Tagelöhnerkinder trügen mangelhafte Kleidung. Ebenso sei der lange Weg in die Schule eines Nachbarortes wegen der fehlenden Essenversorgung für die Kinder nicht zumutbar, weil diese nur zu Hause erfolge.
Die Regierung will mit der Zusammenlegung eine geordnete Kontrolle über eine reduzierte Zahl von „deutschen Schulen“ (d.h. Grundschulen) erreichen. Mit ihrem Protest reagieren die Eltern darauf. Er zeugt von dem Bemühen der Bewohner kleinerer Orte, ihre „Strauchschulen“ vor einer Überführung in eine „Zentralschule“ zu bewahren.


In den Jahren 1806 und 1812 gibt es Bemühungen in Düsseldorf eine Universität zu gründen.
In einem handschriftlichen Entwurf Murats aus dem Jahr 1806 geht es um die Gründung einer Universität in Düsseldorf. Der Entwurf von 1812 enthält außerdem eine Auflistung der Lehrstühle. 
Auch Napoleon beschäftigt sich mit der Gründung einer Universität in Düsseldorf. Bereits kurz nach seiner Ankunft in der Residenzstadt, diktiert er Roederer: „Der öffentliche Unterricht muss in der Weise gestaltet sein, dass Düsseldorf der Mittelpunkt des Unterrichtswesens mit einer alle akademische Grade verleihenden Universität wird und alle Lehrstühle dort ausschließlich mit Graduierten der Universität zu besetzen sind.“ Schon am folgenden Tag stellt Graf Nesselrode in einer vom Kaiser geleiteten Staatsratssitzung das Organisationsprojekt „Universität“ vor. Am 17. Dezember 1811 wird dann das Dekret unterzeichnet, dass die Gründung der Universität beschließt. Demnach soll eine aus fünf Fakultäten zusammengesetzte Fakultät entstehen: Protestantische und katholische Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Mathematik und Physik sowie Literatur. Die Universität soll im alten Schloss untergebracht und der Lehrbetrieb am 1. März 1812 aufgenommen werden. Tatsächlich wird eine Hochschule aber erst 1965, also über 150 Jahre nach Napoleons Tod, ins Leben gerufen.

Das Dekret bzw. der Entwurf befindet sich heute  im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland-Düsseldorf (Großherzogtum Berg Nr. 5320 und Nr. 118) und ist in der Laufzeit der Napoleon [...] Düsseldorf Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen.





Donnerstag, 6. Oktober 2011

100 Jahre Goethe-Gymnasium –
eine Schule im Wandel der Zeit

In den Projekträumen des Stadtmuseums haben Schüler des Goethe-Gymnasiums Düsseldorf eine Ausstellung anlässlich des 100 jährigen Schuljubiläums entwickelt.

Dokumente aus der Geschichte des Goethe-Gymnasiums (Ausstellung Stadtmuseum Düsseldorf, Oktober 2011).
In verschiedenen Themenfeldern präsentieren Schülergruppen die Geschichte der Schule. Sie beschäftigen sich mit dem Schulgebäude im Wandel der Zeit, dem Namenspatron und den Unterrichtsmedien im Verlauf von 100 Jahren.

Dokumente aus der Geschichte des Goethe-Gymnasiums (Ausstellung Stadtmuseum Düsseldorf, Oktober 2011).
Die Ausstellung ist im Stadtmuseum bis zum 28. Oktober zu besichtigen.
Mehr zum Thema:

Mittwoch, 21. September 2011

Erinnerungen an die Kindheit und Schulzeit in Düsseldorf

Erinnerungen
von Regina Walter

"Ich wurde 1947 im Vinzenz Krankenhaus in Düsseldorf geboren.
Auch mein Vater, der erster Polizeihauptkommissar und Leiter des linksrheinischen Schutzbereichs VI war, ist waschechter Düsseldorfer und darauf immer sehr stolz gewesen. Anlässlich seines ungewöhnlichen 4o-jährigen Dienstjubiläums wurde er von verschiedenen Journalisten interviewt. „Ich freue mich, dass ich als Düsseldorfer auch immer in Düsseldorf Dienst getan habe“ bekennt er wörtlich. Aus den Zeitungsberichten habe ich die mündlichen Aussagen (z.B. RP Bei uns in Oberkassel, Niederkassel… vom 13.11.1981) übernommen und so das Gespräch zwischen Vater und Tochter „nacherzählt“.
Meine Erinnerung an die unfreundliche Kopfnuss der Lehrerin Wolf und des darauf folgenden Unterrichts meines Vaters in der Schule ist genau wie beschrieben, geschehen."


„Sag mal, Vati, wie bist du zur Polizei gekommen?“
„1945 kam ich aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ich hatte Glück. Mein Vater, dein Großvater, war damals 1. Polizeisekretär der Stadt Gerresheim und seit deren Eingemeindung 1910 in Diensten der Stadt Düsseldorf. Er stellte mich dem damaligen Polizeioberst Rost vor. Nach bestandener Kurzprüfung kam ich im Februar 1946 zur Polizei.“
„Da warst du gerade mal 21 Jahre alt und Mutti 20. Elisabeth war auch schon auf der Welt.“
„Ja, der Anfang in den damaligen Notzeiten war ganz schön hart für deine Mutter und mich.“
„Erzähl doch mal, wie es weiterging.“
„Auf Schusters genagelten „Rappen“ begann mein Polizeidienst, später dann fuhr ich mit dem Fahrrad. Zu Anfang hatte ich noch nicht einmal eine Polizeiuniform, sondern trug am linken Ärmel eine Armbinde mit der Aufschrift „Military Gouvernement Police“. Die so genannte Uniform bestand aus zusammen gestoppelten Kleidungsstücken. Heute würde kein Mensch mehr so etwas anziehen. Meine Tagesverpflegung bestand aus einem matschigen Maisbrot. Reichhalter war die tägliche Dienstzeit, die dauerte 12 bis 18 Stunden.“ 

„Unvorstellbar. Gibt’s die Armbinde noch?“

„Keine Ahnung.“

„Ein paar Jahre später, als Du im Polizeipräsidium Leiter der Funkleitstelle warst, habe ich dich gerne besucht. Obwohl des dort einen Paternoster gab, der mir unheimlich war. Ich durfte dir manchmal den Henkelmann mit dem warmen Mittagessen bringen.“ 

„Ja, auch da hatte ich wieder großes Glück. Meine im Militärdienst erworbenen Funk-Kenntnisse verhalfen mir ins Polizeipräsidium. Dort begann ich den Aufbau und Betrieb des Stadtfunks zu organisieren. Dazu gehörten die ersten drei Peterwagen der Stadt Düsseldorf.“

„Wohnten wir da ja schon auf der Weberstraße?“ 

„Ja. So langsam ging es uns und anderen Familien etwas besser. Trotzdem wären wir ohne den zusätzlichen Lohn, den deine Mutter nach Hause brachte, nicht so gut über die Runden gekommen.“ 

„Ich fand es toll, dass du dann immer für uns gesorgt hast. Deine Schnittchen waren die allerleckersten auf der Welt.“

„Daran erinnerst du dich noch?“

„Weißt Du noch, als ich mal heulend aus der Schule nach Hause kam? Fräulein Wolf hatte mir mit ihrem Siegelring eine Kopfnuss verpasst, weil ich im Unterricht gestört habe“. 

„Mh, wie ging’s weiter?“ 

„Ich habe mich bei dir ausgeheult. Die war so ungerecht zu mir.“ 

„Ach, ja! Ich bin dann zu ihr hingegangen und habe mich beschwert.“ 

„Und dann bat sie dich, in meiner Schulklasse Verkehrsunterricht zu halten. Du bist in deiner Uniform gekommen, hast vor meiner Klasse gestanden und über Verkehrsregeln und gesprochen. Ich war total stolz auf dich!“


Henkelmänner. Some Rights Reserved Claus Ableiter.

Montag, 12. September 2011

Projekt sucht Teilnehmer

Wir alle haben sie. Bei den Einen liegt sie schön länger zurück, als bei Anderen: Die Kindheit. In unserem Bildungssystem ist die Kindheit eng mit der Schulzeit verknüpft.
In dem Projekt "Kindheit und Schulzeit in Düsseldorf" möchte das Stadtmuseum von seinen Besuchern und den Bürgern der Stadt erfahren, wie ihre Kindheit und Schulzeit in Düsseldorf war oder auch noch ist!

Was waren die Probleme der Kinder und Jugendlichen früher?
Welche Konflikte gilt es heute zu lösen?
Wie ist die Sicht der Lehrer auf ihre Schüler?
Wie sehen die Schüler ihre Lehrer?
Welcher heutige Schüler möchte morgen Lehrer werden?
"Die Schule" von Hans Rilke, Lithografie 1921 (Stadtmuseum Düsseldorf).
Schickt oder postet uns Berichte, Fotos von Eurer/Ihrer Kindheit und Schulzeit. Kontaktadresse: janphilipp.graefe@duesseldorf.de

Bei den Fotos bitte beachten, dass die Angabe, dass Euch/Ihnen die Fotos gehören und alle beteiligten Personen mit einer Veröffentlichung im Internet einverstanden sind, zwingend erforderlich ist! Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge abzulehnen, zu kürzen und sprachliche Veränderungen vorzunehmen.

Das Projekt ist im Sinne des fragenden Museums mit dem Aufruf zur Partizipation aller Bürger zu verstehen!