1806-1815
Joachim Murat findet bei seiner
Ernennung zum Großherzog von Berg ein an den feudal-absolutistischen
Traditionen der pfälzischen Kurfürsten ausgerichtetes Schul- und Bildungswesen
vor. Neben der begrenzten Zahl von Höheren Lehranstalten und den Lateinschulen
existiert die „deutsche Schule“ als Grundschule. Es gelingt Murat und Napoleon
nicht, die dreiteilige Schulordnung nach französischem Vorbild im Großherzogtum
Berg einzuführen. Weiterhin wird die gewöhnliche Dorfschule von einem meist geistlichen
Lehrer geleitet. Seine Einstellung, Qualifikation und Bezahlung sind von der
Kirchengemeinde abhängig. Die Qualität des Unterrichts ist sehr unterschiedlich
und weitgehend von den Interessen und finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen
Ortsgeistlichen abhängig. Der einzige Erfolg der „französischen“ Schul- und
Bildungsaufsicht besteht in der Einführung des Unterrichtsfachs Französisch und
in dem verstärkten Angebot naturwissenschaftlicher Fächer.
Stellvertretend sei an dieser
Stelle ein Protest gegen die Schließung einer Schule in der Ortschaft Selm aus
dem Jahr 1806 genannt (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung
Rheinland-Düsseldorf • Großherzogtum Berg Nr. 6536).
Die Ortschaft Serm, heute ein
südlicher Ortsteil Duisburgs, ist zur Zeit der Bittschrift eine selbständige
Gemeinde im Amt Angermund. Die unterzeichnenden Eltern bitten, die
Regierungsentscheidung auf Schließung der Schule in Serm rückgängig zu machen. Der
Weg in die Schule der Nachbargemeinde Mündelheim sei den kleinen Kindern wenig
zumutbar, insbesondere in witterungsungünstigen Zeiten. Sie hätten eine
schwache Konstitution; die armen Tagelöhnerkinder trügen mangelhafte Kleidung.
Ebenso sei der lange Weg in die Schule eines Nachbarortes wegen der fehlenden
Essenversorgung für die Kinder nicht zumutbar, weil diese nur zu Hause erfolge.
Die Regierung will mit der
Zusammenlegung eine geordnete Kontrolle über eine reduzierte Zahl von
„deutschen Schulen“ (d.h. Grundschulen) erreichen. Mit ihrem Protest reagieren
die Eltern darauf. Er zeugt von dem Bemühen der Bewohner kleinerer Orte, ihre
„Strauchschulen“ vor einer Überführung in eine „Zentralschule“ zu bewahren.
In den Jahren 1806 und 1812 gibt
es Bemühungen in Düsseldorf eine Universität zu gründen.
In einem handschriftlichen
Entwurf Murats aus dem Jahr 1806 geht es um die Gründung einer Universität in
Düsseldorf. Der Entwurf von 1812 enthält außerdem eine Auflistung der
Lehrstühle.
Auch Napoleon beschäftigt sich
mit der Gründung einer Universität in Düsseldorf. Bereits kurz nach seiner
Ankunft in der Residenzstadt, diktiert er Roederer: „Der öffentliche Unterricht
muss in der Weise gestaltet sein, dass Düsseldorf der Mittelpunkt des
Unterrichtswesens mit einer alle akademische Grade verleihenden Universität
wird und alle Lehrstühle dort ausschließlich mit Graduierten der Universität zu
besetzen sind.“ Schon am folgenden Tag stellt Graf Nesselrode in einer vom
Kaiser geleiteten Staatsratssitzung das Organisationsprojekt „Universität“ vor.
Am 17. Dezember 1811 wird dann das Dekret unterzeichnet, dass die Gründung der
Universität beschließt. Demnach soll eine aus fünf Fakultäten zusammengesetzte
Fakultät entstehen: Protestantische und katholische Theologie,
Rechtswissenschaft, Medizin, Mathematik und Physik sowie Literatur. Die
Universität soll im alten Schloss untergebracht und der Lehrbetrieb am 1. März
1812 aufgenommen werden. Tatsächlich wird eine Hochschule aber erst 1965, also
über 150 Jahre nach Napoleons Tod, ins Leben gerufen.
Das Dekret bzw. der Entwurf
befindet sich heute im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung
Rheinland-Düsseldorf (Großherzogtum Berg Nr. 5320 und Nr. 118) und ist in der
Laufzeit der Napoleon [...] Düsseldorf Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen.